Zuerst Werkstatt und Wirtschaftsraum
Erwähnt wird die Bierhalle erstmals 1686 als Balthasar Simon seine Brauerei an der Stadtkirche (heute Bierhalle) „Grüner Baum“ benannte.
Seine drei Söhne ließ Simon Balthasar, der erste urkundlich erwähnmte Wirt der Bierhalle auf die Heiligen Dreikönige Caspar, Melchior und Balthasar taufen.
Weil seinerzeit viele Aalener von der Schafhaltung lebten, waren diese Namen im Städtle weit verbreitet.
Ein Enkel des 1666 in Täferrot geborenen Stammvaters Jakob der Familie Schmid kam als Gartenbauer nach Hammerstadt.
Gründungsjahre
Kaum vorstellbar, dass hier auf dem begrenzten Raum von etwa nur 100 Quadratmetern Bier gesotten, gewirtschaftet und gewohnt wurde.
Das Brauereigebäude bei der Stadtkirche steht heute noch am Platz, wurde aber wiederholt umgebaut und diente Gewerbetreibenden als Werkstatt.
Der Sohn von Jakob wurde Küfer am Kirchplatz.
Schubart und die Bierhalle
Das Wasser musste in dieser Zeit vom Ellwanger Tor herbeigeschafft werden (heute Kreissparkasse).
Im Keller befanden sich die Gärbottiche. Aber zur Lagerung musste das Bier - wie auch das aller andern Hausbrauereien in der Stadt - in die großen Keller am Galgenberg transportiert werden, wo die Fässer mit Natureis gekühlt wurden.
Auch Christian Daniel Friedrich Schubart schätzte den unmittelbaren Kontakt zu seinem Publikum. Er hielt Dichterlesungen ab, er war der Mann an der Orgel in der Stadtkirche nebenan. Er diktierte mit Bierkrug und Pfeife in der Hand seine "Teutsche Chronik". Und ja: auch bei geselligen Runden am Stammtisch kam er an, weil er deftige Gedichte aus dem Stegreif improvisierte.
1816 verlegte dann der Bierbrauer Johann Georg Simon seine Brauerei aus der Innenstadt in die damalige Ellwanger Vorstadt, wo zum Neubau auch eine Mälzerei hinzukam.
Nach Simons Tod musste dessen Witwe die Brauerei samt Bierhalle an Lammwirt Borst verkaufen. Und weil der nur vier Töchter, aber keinen Sohn hatte, wurde der Schwiegersohn Wagenseil aus Bopfingen ab 1880 der neue Grünbaum-Wirt.
Erstmals Christian Schmid - erstmals Bierhalle
Das alte Brauhaus bei der Stadtkirche kam durch Erbschaft in den Besitz der Familie Böhringer und durch die Heirat ihrer Tochter Katharina in den Besitz des Bierbrauers Christian Schmid vom Sofienhof.
Schmid richtete in hiesigem Haus eine die erste "Bierhalle" ein.
1876 erwarb er den Sofienhof bei Essingen, wo er eine neue, damals hochmoderne Brauerei erstellte, die bis 1916 bestand, weil in diesem Jahr Sohn Christian Schmid II. die Aalener Grünbaumbrauerei zum stolzen Preis von 400 000 Goldmark erwarb.
Neubau am Galgenberg
Inzwischen war auch die neue Brauerei an der Bahnhofstraße zu klein geworden. 1901 baute die Witwe von Felix Wagenseil mit ihrem Sohn eine neue Brauerei über den uralten Kellergewölben am Galgenberg. Als Christian Schmid II. 1945 starb, übernahm sein Sohn Christian Schmid III. den Betrieb.
Auf dem Sofienhof hatte der Schwiegersohn von Christian Schmid II., Georg Vogel, einen musterhaften landwirtschaftlichen Lehrbetrieb eingerichtet. Seine Witwe, Anna Vogel, verwertete bis zu ihrem Tod die Früchte der ausgedehnten Obstanlagen in der eigenen Brennerei.
Pächter der Bierhalle ist um 1901 Anton Fischer aus Oberkochen. Auf den langjährigen Pächter folgten Albert und Lucia Hirsch. Anschließend Gottfried Bühler.
Die Kriegsjahre
Nach dem Einmarsch der Amerikaner 1945, so erinnern sich alte Aalener, war vor der Bierhalle häufig ein Jeep geparkt: Ein aus Griechenland stammender Gl hatte es auf das Wirts-töchterle Lieselotte abgesehen. Und als die beiden 1952 ein Paar geworden waren, ging es in die USA und zwar nach Columbus in Ohio, wohin sie vier Jahre später auch die Eltern aus Aalen nachkommen ließen.
Ihre Eltern Maria und Jakon Lutz betrieben die Bierhalle von 1936 - 1956.
Kraotisch im Wirtshaus
Ab 1960 war dann das aus dem Rheinland nach Aalen gekommene Ehepaar Hellmut und Luzia Bollongino Pächter der Bierhalle, die 1985 von Nada Janzehovic abgelöst wurden, ehe dann 1990 der bald stadtbekannte Dodo aus Kroatien in der Bierhalle das Szepter übernahm,
"Dodo" bewirtet die Bierhalle 25 Jahre lang als klassisches Wirtshaus und bietet zu dieser Zeit noch Grünbaum-Bier, Spirituosen und kroatische Küche an.
Auf OB Pfeifles Initiative
Christian Schmid III. war ein eigenwilliger, aber äußerst tüchtiger Unternehmer, der auch der Stadt Aalen in besonderer Weise entgegen kam. Als die Kreissparkasse beabsichtigte, an der Bahnhofstraße einen Neubau zu erstellen, verkaufte er sein Hotel Grüner Baum und ermöglichte damals - unter anderem durch persönliche Vermittlung von OB Ulrich Pfeifle - die Errichtung des Restaurants neben der Stadthalle, was damals der Stadt allein nicht möglich gewesen wäre.
Frisch aber historisch
Die dunkle, in die Jahre gekommene Inneneinrichtung wird vom Hauseigentümer Christian Schmid ein weiteres mal liebevoll restauriert und moderner gestaltet.
Die Grünbaumbrauerei wurde 2011 endgültig geschlossen und zu modernen Loft-Wohnungen umgebaut.
Familie Hellriegel heißt sie herzlich Willkommen!
Christian und seine Mutter Verena Hellriegel übernehmen das altehrwürdige Wirtshaus und lassen die Geschichte des Wirtshauses weiterleben.
Endlich wieder Gasthaus
Das historische Gebäude "Bierhalle" soll modernisiert werden und Übernachtungsmöglichkeit bieten.